ich bin neu hier, habe aber vorher schon einiges als Gast hier gelesen. Nun dachte ich mal, ich schreibe eine Lösung für ein konkretes Problem, das vielleicht auch andere haben. Ich möchte außerdem erklären, welche Möglichkeiten ich erwogen und wieder verworfen habe. Andere hätten die Entscheidungen wahrscheinlich anders getroffen, aber das macht nichts Ich habe Links zu den jeweiligen Komponenten eingefügt, hoffe das ist okay. Ich kann sie auch entfernen, falls das als Werbung verstanden wird. Es sind keine Affiliate-Links, ich verdiene damit nichts.
Konkret geht es darum, dass meine Ölheizung mit Hilfe einer Relaisplatine ein Störungssignal aktivieren kann, das ich gerne über die Homematic erkennen möchte. Dieses Störsignal ist nicht potentialfrei, sondern 230V Dauerstrom via Relais solange die Störung besteht.
Die Bastellösung ist schnell erklärt: Ein 230V-Relais anschließen zur Potentialtrennung und dahinter ein HM-SWI-3-FM, das die Benachrichtigung der Zentrale ermöglicht. Aus Sicherheitsgründen habe ich davon aber Abstand genommen, bei 230V möchte ich ungern Gefrickel. Zudem ist im Heizungskeller immer mit Überraschungen zu rechnen, und sei es nur ein Sicherheitsventil, was sich plötzlich in einen Wassersprüher verwandelt bei Überdruck. Wenn sich das ein Elektriker anschaut, soll er meinetwegen sagen "Komisches Zeug, versteh ich nicht", aber nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil es unsicher ist.
Meine Anforderungen waren:
- IP44 oder höher
- Alle Komponenten zugelassen für die jeweilige Verwendung
- keine Batterie, die man wechseln muss.
- möglichst kompakt
- überschaubare Kosten
Grundsätzlich kommt die Homematic schwer mit Dauersignalen zurecht. Ein großer Teil der Komponenten fällt einfach dadurch raus, dass ein langer "Tastendruck" (also das, was das Störungssignal dann im Homematic-Sinne wäre) entweder gar nicht erkannt wird, weil die fallende Signalflanke fehlt, oder als Sonderfunktion wirkt. Dazu später.
Zuerst einmal die Ideen, die es nicht geschafft haben:
- HM-SWI-3-FM: Gescheitert an Anforderung "Keine Batterie" und am Frickelcharakter.
- HM-LC-Sw4-Ba-PCB: Hier wäre eine Versorgung mit einem 12V-Netzteil gut möglich. Leider keine Schalteingänge. Und bastelig würde es hier auch.
- HM-LC-Sw4-WM: Besser verpackt, leider sind die Eingänge direkt mit Schaltern verbunden und stehen nicht frei zur Verfügung. Könnte man umlöten... Aber schön ist anders. Problem mit Schaltsignal auch hier.
- HM-MOD-EM-8: Bastellösung, man muss selber auf VDE-Konformität achten, dafür fehlt mir die Zeit. Aber Hochachtung für den Forenkollegen, der hier sein Hutschienenmodul vorgestellt hat.
- HM-ES-PMSw1-SM: Das ist nah dran. Keine Batterie, IP44, Tasteingang. Leider kein Schalteingang. Und im IP44-Gehäuse eine Logik reinbasteln, die das Signal umsetzt, ist irgendwie "brrrr". Aber ich hätte es fast gemacht.
- ein Kleinverteiler mit HM-SWI-3-FM, an das ein Hutschienennetzteil angeschlossen wird (Anforderung "keine Batterie"): Gescheitert sowohl am "Frickelcharakter" als auch daran, dass es ums Verrecken kein vernünftiges 3V Hutschienennetzteil gibt. Ich habe noch einen alten klassischen Trafo für Hutschiene, der die 3V hätte, aber er ist groß und klobig und würde allein schon 3TE einnehmen. Über den Ruhestromverbrauch gar nicht zu reden. Die Befestigung des HM-SWI-3-FM wäre auch nur über Plastikklemmen an der Hutschiene halbwegs sauber möglich. Alternative wäre, ein Steckernetzteil IP44 zu nehmen, die 3V an das HM-SWI-3-FM anzulöten und die Konstruktion in eine Abzweigdose einzubauen, in der auch das Relais irgendwo drinsteckt. Prädikat "unschön".
- Homematic Wired. Das große Eisen. Leider für einen Einsatz im Heizungskeller ein riesen Aufwand, nur um einen Binäreingang zu bekommen (Netzteil notwendig, HMW-LGW-O-DR-GS-EU als LAN-Anbindung, evtl. noch den Bus terminieren mit einem HMW-Sys-Tm-DR) Erfüllt nicht die Wünsche "kompakt" und "überschaubare Kosten". Aber wir kommen der Lösung jetzt näher, denn der HMW-LC-Sw2-DR ist schon von der Idee her nicht schlecht. Er hat Eingänge, die einen Schaltaktor bedienen. Wenn es das Ding jetzt noch mit Funk gäbe...
- Zum Glück hat EQ-3 irgendwann Erbarmen gehabt und eine kleine Auswahl an Hutschienengeräten funkfähig gemacht, so dass sie ohne den RS485-Overhead funktionieren und als Drop-in-replacement für Treppenlichtautomaten dienen können. Der HM-LC-Sw1-DR ist also schon ganz nah dran an dem, was wir brauchen. Er hat einen Tastereingang für 230V (und nicht 12V!), er funkt, er kann in einen Kleinverteiler eingebaut werden. Bleibt das Problem mit der falschen Signalart (Schaltsignal statt Tastsignal)
Damit haben wir die notwendigen Geräte zusammen: Ein Eltako MFZ12DDX-UC, dessen Eingang von der Heizungs-Relais-Platine kommt und dessen Ausgang an den Tasteingang des HM-LC-Sw1-DR kommt. Tritt eine Störung der Heizung auf, geht das Störungssignal auf 230V, das Multifunktionsrelais erzeugt ein 230V-Tastsignal, das wiederum der Schaltaktor als Signal zum Einschalten versteht. Am Relais des Schaltaktors hängt... nichts. Wir brauchen ihn nur als Binäreingang, der seinen Zustand an die Zentrale weitergibt. Es wäre natürlich möglich, hier "weiterzumachen" und noch eine Signallampe o.ä. zu aktivieren. Da der Aktor aber selber bereits eine Zustands-LED hat, habe ich darauf verzichtet.
Hinzugefügt habe ich dann noch einen Hutschienen-Taster (die kosten nur wenige Euro), um einen Test der ganzen Konstruktion zu ermöglichen. Eingepackt in einen Kleinverteiler mit 3 TE und versehen mit Kabelverschraubungen ist der Störmelder wasserdicht, berührungssicher und fest an der Wand befestigt.
Ich hoffe, euch hat meine Beschreibung gefallen. Mir hat es Spaß gemacht, diese Lösung zu konstruieren. Falls ihr etwas ähnliches nachbauen wollt, achtet bitte unbedingt auf die Einhaltung aller Sicherheitsregeln und arbeitet mit geeignetem Werkzeug - 230V ist kein Ponyhof.
Anbei noch ein Bild des Störungsmelders.
Viele Grüße
Thorsten
P.S.: Ironisch fand ich, dass das Eltako MFZ12DDX-UC mit die schlechtest entprellten Bedienknöpfe hat, die man sich vorstellen kann. Es ist ein ziemliches Abenteuer, die Einstellungen richtig einzutipfeln. Das MFZ12DX-UC kann das ganze auch analog ohne Display und Knöpfe.
P.P.S.: Alle Probleme wären gelöst, wenn es einfach eine Einstellung in der CCU2 für die Aktoren gäbe, dass sie mit Schaltsignalen klarkommen und nicht nur mit Tastsignalen. Aber das werde ich wohl nicht mehr erleben...