Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

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EckartS
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Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von EckartS » 13.08.2020, 22:49

Hallo,

hier eine Anfrage und keine Lösung:

In Corona-Zeiten liegt es nahe, mit dem CO2-Wert in Innenräumen die Hausbelüftung, so vorhanden, oder auch nur einen Ventilator im offenen Fenster zu steuern, oder zumindest oberhalb bestimmter Werte zu warnen. Die CO2-Werte scheinen mit der Aerosol-Belastung zu korrelieren (https://depositonce.tu-berlin.de/bitstr ... _de_v2.pdf)

Jetzt die Frage. Wer kann einen in HM einfach handhabbaren CO2-Sensor empfehlen? Taugt der betagte HM-CC-SCD noch, wenn man nicht basteln will, oder gibt es bewährte Alternativen? Wer hat da schon Erfahrungen?

Grüße, EckartS
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Fonzo
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von Fonzo » 14.08.2020, 07:32

Nur CO2 zu messen und daraus einen Rückschluss auf die Aerosol bzw. Virenbelastung zu schließen halte ich persönlich für zu wenig und zu ungenau. Entscheidend sind auch die Feinstaubpartikel (PM2.5) gemessen in µg/m3.
ELV verkauft für Homematic und Homematic IP den uHoo Smarter 9-in-1-Luftgütesensor, dieser wird über Mediola Cloud Services in Homematic / Homematic IP eingebunden.
Anhand des uHoo Virus Index wird die weltweit erste Echtzeitbewertung des Überlebens von Viren (wie COVID-19) anhand der Luftqualität beurteilt.
uHoo wird auch vereinzelt in Krankenhäusern benutzt um die Luftqualität zu erfassen.
Inwiefern das jetzt was für die Privatperson bringt sei dahin gestellt, ich nutzte den uHoo zumindest zusammen mit Homematic um regelmäßig zu lüften und damit ein gesundes Raumklima zu schaffen. Wegen Covid 19 würde ich mich einfach primär an die Abstandregeln halten, ob sich SARS-CoV-2 auch über Aerosole verbreitet ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion.

shooter
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von shooter » 14.08.2020, 07:55


dtp
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von dtp » 14.08.2020, 08:18

Vielleicht wäre der Raumluftsensor von Netatmo noch eine Alternative. Interessant ist evtl. auch der EVE Room 2, der aber keinen CO2-Gehalt, sondern "nur" den VOC-Gehalt der Luft misst. Inwieweit sich diese beiden Sensoren z.B. über den ioBroker in die HM-Welt einbinden lassen, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Und ob das einen Rückschluss auf die potentielle Aerosol-Belastung zulässt, ebenfalls. Das macht eigentlich auch nur im Rahmen statistischer Erhebungen Sinn, da man ja nicht unbedingt Kenntnis darüber hat, ob jemand bzw. wie viele Personen in einem Raum infiziert sind.
CCU3 mit stets aktueller FW und den Addons "CUxD" und "Programmedrucken", ioBroker auf Synology DiskStation DS718+ im Docker-Container;
einige Projekte: zentrales Push-Nachrichten-Programm zPNP, DoorPi-Videotürsprechanlage, An- und Abwesenheitsdetektion per Haustürschloss, zentrales Programm zur Steuerung von Beschattungsgeräten zBSP.

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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von manfredh » 14.08.2020, 10:36

Ich habe den Raumluftsensor von Netatmo und damit gute Erfahrungen. Bei bester Durchlüftung am frühen Morgen (also wenn vorher keine Menschen im Raum waren) zeigt er Werte von etwas über 400 ppm an. Sitzen bei geschlossenen Fenstern 4 oder mehr Personen im Raum steigt die Belastung auch mal auf deutlich über 1000 ppm.

Eingebunden habe ich ihn über ioBroker, lasse dann nur eine Warnmeldung über den Google Lautsprecher ausgeben. Das direkte Steuern eines an HM angebundenen Ventilators ist da auch kein Problem.
Es gibt 10 Arten von Menschen: solche die Binärcode verstehen und solche, die ihn nicht verstehen.

EckartS
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von EckartS » 14.08.2020, 19:58

Hallo,

besten Dank für die nützlichen Hinweise.

Ich habe jetzt den Netatmo-Sensor bestellt, weil ich den über den ohnehin laufenden ioBroker einfach einbinden kann und keine zusätzlichen Dientes wie Mediola etc. brauche.

Mein Szenario ist: Ab- und Zuluftkanäle sind schon installiert, und darüber will ich für Frischluft sorgen, wenn der CO2-Wert grenzwertig wird. In Pandemiezeiten vor allem dann nützlich, wenn Gäste im Haus sind. Mit einem schaltbaren Ventilator (z. B. Xiaomi Fan S2) im offenen Fenster ginge es aber auch.

Klar ist, dass der CO2-Wert nur einen groben Indikator für die Aerosol-Belastung hergibt und dass es - z. B. für den klinischen Bedarf - bessere Sensoren gibt. Aber als einfache Vorsorgemaßnahme reicht mir das erst einmal.

Vile Grüße, EckartS
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von Fonzo » 15.08.2020, 09:12

EckartS hat geschrieben:
14.08.2020, 19:58
Ab- und Zuluftkanäle sind schon installiert, und darüber will ich für Frischluft sorgen, wenn der CO2-Wert grenzwertig wird.
Ich hoffe Du beziehst Dich auf eine bereits installiere und abgenommene Belüftungsanlage. Wenn Du nachträglich die Gebäudehülle dauerhaft durchbrichst, veränderst Du die Energiebilanz vom Gebäude und damit ist auch der Energieausweis des Gebäudes nicht mehr aktuell bzw. Du müsstest Dir dann einen neuen Energieausweis erstellen lassen. Im Zweifelsfall sorgst Du so für unkontrollierten Austausch und hast damit keine Kontrolle mehr über Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Gebäude und im Winter deutlich höhere Heizkosten. Da macht es deutlich mehr Sinn, wenn Du keine Belüftungsanlage besitzt oder eine verbaute Klimaanlage, einfach zu passenden Zeiten stoßzulüften.
EckartS hat geschrieben:
14.08.2020, 19:58
In Pandemiezeiten vor allem dann nützlich, wenn Gäste im Haus sind. Mit einem schaltbaren Ventilator (z. B. Xiaomi Fan S2) im offenen Fenster ginge es aber auch.
Viel entscheidender für Viren ist die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit, als auch für Dich und Gäste als Raumklima sofort spürbar.
Casanova LM et al., Appl Environ Microbiol. 2010 May, DIO: 10.1128/AEM.02291-09


Stability of SARS-CoV-2 and other coronaviruses in the environment and on common touch surfaces and the influence of climatic conditions: A review. (Aboubakr HA et al., Transbound Emerg Dis. 2020 Jun 30, DOI: 10.1111/tbed.13707)

Wichtiger als CO² Messung ist also einfach auf die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit zu achten und das geht auch nur mit Homematic Geräten alleine zu messen, ohne weitere externe Sensoren zu nutzten, die das komplette Raumklima mit mehreren Parametern umfassend erfassen.
Wenn Du hingegen einen Durchbruch installierst, mit einem Ventilator, hast Du keinerlei Kontrolle mehr über die Luftfeuchtigkeit im Gebäude als auch die Temperatur, diese ist dann ja von der klimatischen Bedinungen außerhalb des Gebäudes direkt abhängig und es findet kontinuierlich ein Wärmeaustausch über das Loch statt.
EckartS hat geschrieben:
14.08.2020, 19:58
Klar ist, dass der CO2-Wert nur einen groben Indikator für die Aerosol-Belastung hergibt und dass es - z. B. für den klinischen Bedarf - bessere Sensoren gibt. Aber als einfache Vorsorgemaßnahme reicht mir das erst einmal.
Sich auf den CO² Wert zu konzentrieren, vermittelt Dir vollkommen falsche Sicherheit, ist aber durchaus relevant um ein gesundes Raumklima zu haben, um z.B. konzentriert arbeiten zu können, wenn musst Du das Raumklima als Gesamtes betrachten.
Eine exakte Einstellung des Raumklimas lässt sich aber letzlich nur über eine Klimaanlage erreichen, um sowohl die optimale Luftfeuchtigkeit als auch Temperatur zu erreichen, diese haben bei gehobenen Geräten auch einen Feinstaubfilter (PM2.5) Filter.
Da aber die Mehrheit der Privathaushalte keine Klimaanlage besitzt, ist es wohl eher sinnvoller auf die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit im Raum zu achten und dann passend stoßzulüften. Wenn Du Dich regelmäßig darum kümmerst stoßzulüften, wird auch Dein CO² Wert nie zu hoch sein, ohne diesen auch explizit messen zu müssen.

EckartS
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von EckartS » 16.08.2020, 12:46

Hallo Fonzo,

das waren nützliche Hinweise und Quellen.

Es geht um eine bei der Sanierung eines Altbaus der 1930er Jahre bereits vorbereitete Belüftungsanlage (alle Luftkanäle/Abluft/Zuluft sind vom Fachbetrieb dimensioniert und bereits verlegt worden), aber mangels Bedarf ist das Belüftungsgerät nie eingebaut worden. Stattdessen Fensterlüftung.

Erst jetzt in Vorbereitung auf den Corona-Winter ist die Idee, das Belüftungsgerät einzubauen und auch gleich mit Luftqualitätssensoren in den drei Haupträumen in Homematic einzubinden.

Viele Grüße,
EckartS
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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von MichaelN » 16.08.2020, 13:02

Es gibt durchaus auch fundierte Meinungen, dass CO2-Messungen ein guter Indikator zur Reduzierung der Aerosol-Belastung sind:

https://idw-online.de/de/news752326
LG, Michael.

Wenn du eine App zur Bedienung brauchst, dann hast du kein Smarthome.

Wettervorhersage über AccuWeather oder OpenWeatherMap+++ Rollladensteuerung 2.0 +++ JSON-API-Ausgaben auswerten +++ undokumentierte Skript-Befehle und Debugging-Tipps +++

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Re: Aerosol-Belastung und CO2-Sensor

Beitrag von Fonzo » 16.08.2020, 17:07

MichaelN hat geschrieben:
16.08.2020, 13:02
Es gibt durchaus auch fundierte Meinungen, dass CO2-Messungen ein guter Indikator zur Reduzierung der Aerosol-Belastung sind
Hat ja auch keiner bestritten, dass der CO² Gehalt im Raum auch mit Belastung durch Aerosol direkt korreliert. Auch ist CO² ein wichtiger Indikator dafür ausreichend zu lüften, und das machen viele Leute einfach grundsätzlich zu wenig.
Worauf ich nur hinweisen wollte, das erstens noch nicht mal ausreichend geklärt und erforscht ist, ob eine Übertragung von SARS‐CoV‐2 über Aerosole überhaupt stattfindet.
Und viel relevanter ob Viren überleben ist die Temperatur und vorherschende Luftfeuchtigkeit im Raum sowie Oberflächen auf denen der Virus haftet, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit kann man aber auch durch regelmäßiges lüften zumindest beinflussen.
Man sollte also nicht den falschen Fokus haben und sich "sicherer" fühlen, nur weil man CO² misst und regelmäßig lüftet. Entscheidend ist in Räumen mit mehreren Leuten aus unterschiedlichen Haushalten nach wie vor der Abstand bzw. das Tragen von einem Mundschutz, sowie eine regelmäßige gründliche Desinfektion von Oberflächen, sowie eben ausreichend gründliches Händewaschen.

Wer CO² messen will, um ausreichend zu lüften ist defitiv auf dem richtigen Weg, mit Sicherheit bzw. ausreichender Hygiene hat das aber primär wenig zu tun.

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