Ich habe nun seit einer Woche eine Homematic IP System mit CCU3 und wollte mal ein kleines Fazit geben. Vielleicht liest ja hier auch jemand vom Hersteller mit.
Ich wollte mein Haus mit Smart-Home aufrüsten, und mir hauptsächlich zunächst den Bereich Heizung vornehmen. Die Möglichkeit, Energie zu sparen und dabei noch einen Komfortgewinn zu haben, ist schon sehr gut. Bereiche wie z.B. Beleuchtung kommen evtl später.
1. Systemauswahl
Es standen mehrere Systeme zur Auswahl. Folgende Auswahlkriterien gab es:
Kein Cloud- und App Zwang. Wenn Cloud oder App, dann nur optional. Lokales System und Steuerung über einen gewöhnlichen Webbrowser erwünscht. Schnelle Einrichtung eines funktionierenden Grundsystems ohne allzu hohen Installationsaufwand und großes Basteln usw. Jedoch muss das System auch die Möglichkeit haben, auf Wunsch nachträglich noch tiefer einsteigen zu können und dann auch "Bastlerfreundlich" und relativ offen sein, ohne dass man alles erst auf Community Firmwares umflashen muss. Außerdem soll die Möglichkeit bestehen, bei Problemen schnell auf ein Standardsetup zurück gehen zu können. Große Auswahl von Komponenten aus einer Hand, so dass das Zusammenspiel der Komponenten auch garantiert ist. Einheitliche Bedienoberfläche für alles. Lange Batterielebensdauer bei Komponenten wie z.B. Fensterkontakten, es sollen möglichst "normale" Haushaltsbatterien passen. Preislich sollte das System nicht allzu hoch angesiedelt sein. Vor Allem Thermostate und Fensterkontakte müssen wegen der benötigten Menge günstig sein.Folgende Systeme kamen in die nähre Auswahl:
-Shelly bzw Sonoff (WLAN Aktoren und WLAN oder 433 MHz Fensterkontakte), evtl Tasmota Firmware und Home Assistant auf Raspberry Pi. 24V Heizkörper-Stellantriebe von Möhlenhoff, Stromversorgung über Netzteil
-Zigbee bzw Z-Wave Komponenten mit home assistant oder HOMEE
-Homematic IP mit CCU3
Das Rennen gewonnen hat Homematic IP mit CCU3. Zumindest für den Bereich Heizung/Klima und Fensterkontakte. Da hat Homematic IP eindeutig die Nase vorne, viele Vorteile und ist sogar in Summe die günstigste Lösung.
Im Bereich Beleuchtung bzw. allgemeine 230V Schaltaufgaben sind allerdings Shelly/WLAN Schaltaktoren und Zigbee vorne und es gibt deutliche Preisvorteile.
Falls es jemals eine CCU4 geben wird, wäre es vielleicht von Vorteil, wenn gleich ein Zigbee Modul mit eingebaut ist, und man Zigbee Leuchtmittel und Aktoren direkt supporten würde.
2. Einrichtung
Die Einrichtung lief nach kurzer Einarbeitungszeit relativ problemlos, wobei die 60 Sekunden Anlernphase teilweise etwas knapp bemessen sind, wenn die Thermostate/Kontakte bereits angebaut sind. Man benötigt praktisch eine zweite Person oder ein mobiles Endgerät, dann geht es.
Ein sehr großer Vorteil ist, dass man Gruppen und Direktverknüpfungen anlegen kann, und die Geräte dann auch noch komplett autark arbeiten. Sogar der Heizplan wird autark abgearbeitet.
Ein großer Nachteil ist, dass die Software relativ "Altbacken" wirkt, und man durch relativ viele Menüs gehen muss, um alles einzustellen. Das könnte man sicherlich "moderner" machen.
3. Heizpläne einstellen und Programme
Ein ganz großer Nachteil ist, dass es keine globalen Heizpläne gibt, und man zur Änderung der Heizpläne mit einem Admin Account auf die einzelnen Geräte/Gruppen gehen muss, und man es dann dort einstellt. Man stellt also mehrfach die Zeiten und Temperaturen ein. Und dort gibt es ja auch noch Einstellungen wo man tatsächlich was falsch einstellen kann.
Viel besser wäre es, wenn man die Heizpläne in einem getrennten Menü anlegen und abspeichern könnte. Und man in der Geräteeinstellung dann nur noch sagt, welchen Heizplan man verwenden möchte.
Das würde den Einstellaufwand deutlich reduzieren.
Wenn dann auf der Seite, wo die Heizpläne eingestellt werden, sonst nix weiter an Optionen mit drauf ist, könnte ich sogar meinen Schwiegereltern einen Zugang geben und die könnten die Temperaturen / Zeiten selbst einstellen wie sie es haben wollen.
So muss ich hingegen versuchen, eine Lösung zu finden, die auch mit den Schwiegereltern funktioniert.
Bei einer Änderung der Temperatur am Wandthermostat springt das immer wieder auf die Temperatur vom Heizplan zurück. Die Schwiegereltern müssen also jeden Tag wieder neu hochdrehen oder sie müssen mich darum bitten, das Programm zu ändern. Alternativ kann man den Manuellen Modus nehmen, dann hat man aber keine automatische Temp-Absenkung mehr und der Sparvorteil der elektronischen Thermostate ist dahin. Dann kann man auch die mechanischen Thermostate bei den Schwiegereltern dran lassen.
Man kann natürlich versuchen, irgendwas über Programme zu regeln. Zum Beispiel die eingestellte Temperatur abspeichern, dann abends absenken und morgens wieder herstellen. Und einen eventuell aktivierten Manual Modus zu einer bestimmen Zeit wieder beenden
Die Programme und Makros sind allerdings extrem unübersichtlich und kompliziert, da irgendwas zu machen ist schon "harter Tobak".
Ich bin ja schon etwas Technikaffin, aber da qualmt mir der Kopf und ich hab auch schon paar mal irgendwas so zerschossen, dass ich sogar Geräte löschen und neu anlernen musste, oder Gruppen auflösen und neu anlegen musste.
Ob ich das mit den Programmen und Makros großartig nutzen werde, mal sehen. Vielleicht ist es ja eine Möglichkeit, die Homematic IP Anlage weitgehend im Standard Setup zu betreiben und dann für die Feinheiten nochmal eine andere Lösung extern dahinter zu hängen.
Viele Grüße
