Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Problemlösungen und Hinweise von allgemeinem Interesse zur Haussteuerung mit HomeMatic

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funkleuchtturm
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Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von funkleuchtturm » 31.08.2020, 22:12

Mehr aktuelle Informationen zu diesem Thema auch auf meiner Webseite
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Hinweis: Es gibt mittlerweile zusätzlich noch eine „kleine Version“ des AirSniffer. Unterschied ist der Verzicht auf die Partikelmessung und ein deutlich kleineres Gehäuse.

Die Motivation für die Entwicklung des AirSniffer waren die vielen Diskussionen zur Luftqualität in Innenstädten. Für mich persönlich ist aber weniger interessant, wie die Luftqualität draussen auf der Straße ist, sondern viel wichtiger ist mir die Luftqualität in meinen Innenräumen bzw. meiner nahen Umgebung. Gerade weil ich mich dort im Gegensatz zur Straße besonders  viele Stunden aufhalte. Natürlich gibt es heute schon für die Luftüberwachung verschiedene Messgeräte, aber alle messen eben nur und warnen ggf. bei zu schlechter Luftqualität. Die wichtigen Aktionen wie Fenster öffnen und Lüftung einschalten sind nicht enthalten. Deshalb ist die Integration eines  Luftgütemessers in das Smarthome mit den vielen abgestuften Steuerungs- und Warnmöglichkeiten von besonderem Interesse.

Gerade in Zeiten von Corona ist die Information über die Luftqualität von besonderer Bedeutung für die Gesundheitsvorsorge/Lüftung  in geschlossenen Räumen. Im Gegensatz zu reinen CO2-Sensoren  auf Infrarotbasis scheint insbesondere der hier verwendete Sensor Bosch BME680 die menschlichen Atemgase besonders gut zu detektieren. Deshalb kann mit dem hier vorgestellten Modul in Verbindung mit anderen Smarthome-Komponenten eine Belüftungssteuerung für Wohnräume einen wertvollen Beitrag zur Minderung des Ansteckungsrisikos leisten.
Hier mehr zu diesem Thema.
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Folie11.JPG
Das kann der AirSniffer
Der AirSniffer ist ein weiteres sehr leistungsfähiges Modul einer Reihe von Sensor- und Aktor-Modulen, die hauptsächlich zur  Erweiterung  und  Ergänzung der Hausautomation mit der Homematic konzipiert sind.  Diese Module sind allesamt Funkmodule , die das in nahezu jedem Haushalt vorhandene gesicherte WLAN-Funknetz verwenden, um mit der Homematic-CCU  oder anderen Smarthome-Systemen zu kommunizieren. Im AirSniffer sind modernste intelligente Sensoren integriert, die das Modul zu einer  leistungsfähigen Raumsonde für alle Räume im Haus. macht .Damit sind eine Vielzahl von Automatisierungsaufgaben im Haus mit der Homematic aber natürlich auch mit anderen Smarthome-Systemen möglich.

Für die Heizung- und Klimasteuerung
  • Messung der Lufttemperatur
    Messung der relativen  und absoluten Feuchte
    Messung der Tautemperatur zur  Erkennung von Schimmelbildung
    Messung des Luftdrucks mit Trendberechnung zur Wettervorhersage
Für die hochwertige Überwachung der Raumluftqualität 
  • Messung des Luftqualtätsindex IAQ qualitativ (sehr gut bis ungenügend)
    Messung des Luftqualitätsindex quantitativ (Wert von 0 bis 500)
    Messung CO2-Equivalent 
    Feinstaub-Konzentration verschiedener Partikelgrößen PM1.0, PM2.5 und PM10
    Ableitung bzw. Berechnung Luftqualitätsindex aus den Partikel-Konzentrationen
Sonstige Funktionalitäten
  • Einbindung ins Heimnetz über WLAN
    komfortable Eingabe der WLAN-Zugangsdaten mit Browser
    Einfache Update-Möglichkeiten über integrierte Webseite
    Ampelanzeige der Luftqualität 
    einfache Integration in das Homematic-System
    JSON-Datenausgabe an bel.Server im Heimnetz
Die Datenübertragung erfolgt mit dem hauseigenen WLAN. Die Datenübertragung zur Homematic arbeitet völlig automatisch im Hintergrund, indem die Daten kontinuierlich auf entsprechende CCU-Systemvariablen abgebildet werden. Für die Verwendung in Verbindung mit ioBbroker oder anderen Hausautomationssystemen kann der AirSniffer anstatt zur CCU auch JSON Daten an eine programmierbare Serveradresse im Heimnetz versenden. Und natürlich kann man den AirSniffer auch ganz ohne Hausautomation verwenden: dafür hat das Modul seine eigene Webseite, womit die Messdaten im Heimnetz mit jedem üblichen Browser einfach dargestellt werden können. So hat man die aktuellen Zustandsdaten des Wohnraumes jederzeit auch auf dem Tablet oder Smartphone im Blick. Das sieht dann so aus wie auf folgendem Bild:
airsniffer_2.JPG
Das Webseiten-Erscheinungsbild könnte man zwar mit einer App graphisch aufpeppen, aber der Aufwand ist mir einfach zu groß. Schließlich steht die Funktionalität an erster Stelle und die ist mit der aktuellen Webseite voll erfüllt. Wer doch lieber das "Mäusekino" möchte, der kann über IObroker oder NodeRed sich wunderschöne grafische Anzeigen zusammenstellen.

Oben auf der Webseite sind die blauen Links zu den verschiedenen Webseiten des AirSniffer. Darunter sind die Befehle aufgelistet, mit denen man das Modul komfortabel konfigurieren kann und weiter unten die IP-Adressen des Moduls und der CCU. Im unteren Bereich der Webseite sind die umfangreichen Sensordaten dargestellt. Die Aktualisierung im Browser erfolgt  automatisch im Minutentakt oder manuell durch Anklicken des "manuellen Messwert Refresh"-Links.  In rot sind die Namen der entsprechenden CCU-Systemvariablen aufgeführt, mit denen die Messdaten automatisch synchronisiert werden. Die Replizierung erfolgt intelligent nach verschiedenen Kriterien, damit einerseits eine sehr schnelle Aktualisierung möglich ist und andererseits die Datenrate klein bleibt.

Der AirSniffer …  Nachbau relativ einfach!
Damit der Nachbau auch für den weniger versierten Elektroniker möglich ist, wurde ein Komplettbausatz entwickelt. Dabei wurde Wert darauf gelegt, daß die zu verlötenden Bauelemente möglichst nur große Standard-Bauteile sind. Der „vielbeinige“ Controller ist bereits auf einer fertigen Modulplatine verlötet und schon programmiert , so daß bei diesem wichtigsten Bauteil keine Probleme auftreten können.  Sorgfalt und der fachgerechte Umgang mit dem Lötkolben sind aber schon erforderlich!  Eine umfangreiche  bebilderte Bauanleitung macht den Nachbau auch für „Nicht-Nerds“ gut machbar. Nachfolgend das Funktionsschema  des Airsniffer:
Folie2.JPG
Das Controller-Board holt die Messwerte von den sehr leistungsfähigen Sensoren:

Der verwendete BOSCH-Sensor BME680 ist ein sog. I2C-Bus Sensor. Er ist äußerst leistungsfähig und misst neben Temperatur, Feuchte und Luftdruck auch verschiedene Schadgase der Luft. Als Schadgase erkennt er CO2 und ein breites Spektrum von Kohlenwasserstoffen, die für die Luftqualität im Raum entscheidend sind. Bei dem Thema Luftqualität lohnt es sich, die Eigenschaften dieses Bausteines näher kennen zu lernen.

Zur Feinstaubmessung wird der Sensor PMS5003 von der Fa. Plantower verwendet. Die Luft wird dazu mit einem Miniaturlüfter in eine Messkammer geführt. Dort werden mit Laser die Staubpartikel beleuchtet und das Lichtecho so ausgewertet, daß Anzahl der verschiedenen Partikelgrößen ermittelt wird. Bei dem hier implementierten Funktionsablauf erfolgt ca. alle 5 bis 15 Minuten (einstellbar) ein Messzyklus, der etwa 1 Minute dauert. Nach dem Einschalten des Lüfters wird gewartet, bis die Messwerte sich stabilisiert haben. Erst dann startet die eigentliche Messung, die wiederum einige Sekunden dauert. Die Roh-Messdaten werden dann über serielle Verbindung(9200Bd)  zum AirSniffer übertragen, dort weiter ausgewertet und in verständlicher Form (IAQ-Werte) auf der Webseite dargestellt bzw. zur Homematic etc. übertragen.

Und so sieht das Ganze im zusammengebauten Zustand aus. Mit einer Stromversorgung über ein einfaches 5V/1A-Steckernetzteil sind keine Batterien notwendig. Das macht auch Sinn, weil ja im Wohnraum eh eine Steckdose vorhanden ist und regelmäßiger Batteriewechsel nur nervt!
Folie7.JPG
Eingebaut wird die Controllerplatine in ein spezielles Gehäuse, das im 3D-Druck hergestellt wird. Man kann das Gehäuse mit dem Bausatz beziehen oder auch selbst ausdrucken. Die Sensoren und der Controller werden ohne spezielle Werkzeuge einfach nur in das fertige Gehäuse eingeschoben.  Alle Teile und alle zu verlötenden oder steckbaren Sensoren sind beim Bausatz schon dabei. Das Netzteil wird allerdings nicht mitgeliefert. Benötigt wird ein 5V/1A Steckernetzteil mit 5,5mm/2.1mm Hohlstecker.  Dabei sollte man beim Netzteil auf gute Qualität achten, weil diese ja immerhin im Dauerbetrieb arbeiten.  Die einschlägigen Elektronikhändler bieten hier genügend Alternativen an.
Folie10.JPG
Die Luftqualität wird im Gehäuse mit einer Ampelanzeige (RGB-LED) wie auf folgendem Bild angezeigt:
Folie9.JPG
Zuletzt geändert von funkleuchtturm am 30.09.2020, 23:28, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von linggm » 04.09.2020, 15:49

Der Miniturlüfter des Partikelsensors: Ist dieser schlafzimmertauglich? Brummt der AirSniffer alle paar Minuten hörbar?

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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von funkleuchtturm » 06.09.2020, 16:41

linggm hat geschrieben:
04.09.2020, 15:49
Der Miniturlüfter des Partikelsensors: Ist dieser schlafzimmertauglich? Brummt der AirSniffer alle paar Minuten hörbar?
Das hängt von Deinem Schlaf ab :mrgreen:
Ich kann den Lüfter nur hören, wenn ich das Ohr dran halte. Das heißt aber nix, denn ich bin ein alter Mann 8)
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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von FUEL4EP » 07.09.2020, 18:37

Hallo Eugen,

im Rahmen der Homematic Asksinpp DIY Projekte haben Jérôme (jp112sdl) und ich einen Luftgütesensor basierend auf dem Bosch BME680 Sensor entwickelt. Details sind unter

viewtopic.php?f=76&t=49422

und Github

https://github.com/jp112sdl/HB-UNI-Sen-IAQ

zu finden.

Meine letzten Vergleichmessungen mit drei Sensoren, die direkt nebeneinander auf dem Fenstersims im 1 OG meines Hauses die Außenluftqualität (!!) erschnuppern, hatte ich gestern an das Homematic Forum berichtet. Die drei BME680 Sensoren hatte ich im Verlauf dieses Jahres bei Pimorini gekauft, also keine China-Ware.

viewtopic.php?f=76&t=49422&start=180#p602865

Die Messergebnisse der drei BME680 Sensoren unterscheiden sich teilweise sehr stark.

Hier der IAQ Luftgüteverlauf über die letzten 72 Stunden der Außenluft:
IAQ_Levels_3_BME680_sensors_next_to_each_other_over_72h.png
Auch im HB-UNI-Sen-IAQ Sensor wird eine Autokalibrierung mit dem bisher gemessenen Höchst- und Tiefstwerten automatisch durchgeführt.
Alle drei Sensoren laufen seit ca. 3 Wochen parallel direkt nebeneinander. Eine Kalibrierung der Maxwerte wurde initial manuell während des letzten Tiefs 'Kirsten' durchgeführt. Danach liefen die Sensoren im Autokalibriermodus. Näheres im Forum siehe oben.

Hier die Gaswiderstände der 3 Sensoren über die letzten 72h datentechnisch als Temperatur ausgegeben. Ein Grad Celsius übersetzt sich in 2 kOhm Gaswiderstand:
Gasresistances_3_BME680_sensors_next_to_each_other_over_72h.png
Jérôme hat nun vorgeschlagen, mich and Dich zu wenden, ob Du bessere oder ähnliche Erfahrungen mit der Varianz von BME680 Sensoren hast.

Wie sind Deine konkreten quantitativen Vergleichsergebnisse von mehreren BME680 Sensoren, die direkt nebeneinander aufgestellt sind?
Wie gut korrelieren die Messergebnisse der Sensoren? Ist die Korrelation besser als bei mir?

Vielen Dank im Voraus!
Grüße

Ewald

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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von funkleuchtturm » 07.09.2020, 22:03

Das sind keine Luftgüteverläufe sondern nur Verläufe der relativen Widerstände! Diese sind so für eine Qualitätsbeurteilung kaum brauchbar!

Für eine brauchbare Luftgütemessung müssen zwei Dinge gelöst werden:

1. Die Widerstandswerte in logarithmischen Masstäben auswerten und immer bezüglich Einfluß Luftfeuchte und Temperatur korrigieren!
Das ist doch der Grund, weshalb man im BME680 einen Schadgassensor mit einem Temperatur- und Feuchtesensor kombiniert hat. Schau Dir dazu das Datenblatt des MQ135 an, welcher ähnlich funktioniert wie der BME680. Ich bin in meinen Berechnungsalgorithmen davon ausgegangen, daß der BME680 (bis auf bestimmte Faktoren) ähnlich funktioniert wie der MQ135. Meine Erfahrungen mit beiden Sensoren zeigen, daß dieser Vergleich absolut sinnvoll ist. Leider sind im BOSCH Datenblatt m.W. keine entsprechenden Messungen veröffentlicht, so daß man diese Annahme bestätigen könnte.

2. Ein dauernder kontinuierlicher und automatischer Frischluft-Abgleich auf Basis der typischen Tageskurven der Messwerte.

Einige Informationen zu dem Thema habe ich beim WIFFI-3 in Kap. 11 veröffentlicht.

Die schon jahrelangen Erfahrungen mit dem MQ135 und dem BME680 zeigen absolut brauchbares Verhalten, um die Luftqualität in Räumen zu bewerten und Lüftungsaktoren zu steuern. Allerdings sind die Schwell/Schaltwerte immer individuell anzupassen. Im WIFFI3 und hier im Airsniffer macht man das mit nur einem logarithmischen Kennwert iaq_sensivity (param24).

Anmerkung: Deine Messungen sollen wohl die Aussenluftqualität dokumentieren. Dafür ist der BME680 m.E. völlig ungeeignet. Beispielsweise bewegt sich der CO2-Wert so zwischen 400 und 600 ppm. Der Messbereich für die Bewertung der Innenluftqualität ist aber bis 5000ppm und mehr.
Du hast also einen Zollstock und willst im Millimeterbereich messen. :mrgreen:
Viele Gruesse
Eugen
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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von funkleuchtturm » 10.09.2020, 15:28

@FUEL4EP
... kein Echo?

Warum hab ich mir die Arbeit für die Antwort gemacht :(
Viele Gruesse
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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von FUEL4EP » 10.09.2020, 23:57

Hallo Eugen,

Sorry für meine verspätete Antwort. Meine Gesundheit lässt zur Zeit kurzfristige Antworten nicht immer zu.

Zuerst mal herzlichen Dank für Deine Antworten und Anregungen.
Sicher muss ich meine Motivation noch besser darstellen.

Lass mich mit Deiner letzten Bemerkung anfangen:
Anmerkung: Deine Messungen sollen wohl die Aussenluftqualität dokumentieren. Dafür ist der BME680 m.E. völlig ungeeignet. Beispielsweise bewegt sich der CO2-Wert so zwischen 400 und 600 ppm. Der Messbereich für die Bewertung der Innenluftqualität ist aber bis 5000ppm und mehr.
Du hast also einen Zollstock und willst im Millimeterbereich messen.
Mein primäres Ziel ist es zur Zeit, die Varianz der Luftgüte Messergebnisse von verschiedenen BME680 Sensoren zu untersuchen. Dass ich die Messungen im der Außenluft auf dem Fenstersims durchführe, hat den simplen Grund, dass dort zumindest der CO2 Einfluss gering ist. Er schwankt nur zwischen ca. 400 ppm und ca. 500 ppm (gemessen mit einem separaten NDIR CO2 Sensor). Durch die direkte Nebeneinanderplazierung meiner drei BME680 Sensoren ist auch sichergestellt, dass all drei Sensoren dieselbe Temperatur und dieselbe Luftfeuchtigkeit haben, so dass der alleinige Fokus zuerst mal auf die Rohsensorgaswiderstandswerte und die gewichteten (autokalibrierten) Rohsensorgaswiderstandswerte gelegt werden kann. Die Korrektur, um zu einem IAQ Wert zu kommen, ist ein nachgeschalteter Prozess, der zuerst mal entkoppelt vom reinen Datengenerierungsprozess gesehen werden kann.
Meine Messungen zeigen, dass der BME680 Sensor auch in der sogenannten 'frischen' Außenluft starke Unterschiede der Luftgüte detektieren kann. Die Rohsensorgaswiderstandswerte variieren durchaus stark, obwohl CO2 fast keinen Einfluss hat, d.h. der Sensor ist in der Lage andere Spurengase VOC zu detektieren. Der Messwert ist, solange man nicht intelligenter mit Temperaturprofilen arbeitet, unspezifisch und erlaubt nur die Aussage, da sind VOC, aber nicht welche. In meinem Fall hängt die Luftgüte stark von der Windrichtung und Windgeschwindigkeit ab, da ein weiter entfernte Kläranlage VOCs abgibt. Es können aber auch Verbrennungsgase von Heizöfen in der Nachbarschaft sein, oder Kochgerüche von unserer Küche. In Summe, der BME680 ist durchaus geeignet, die Außenluftgüte ( <> IAQ) zu messen. Mein Ziel ist es, später mit einem der drei Sensoren die Außenluftgüte zu messen und dann darauf basierend nur dann das Haus quer zu lüften, wenn die Außenluft OK ist. Man könnte natürlich auch nur die eigene Nase vorher raus halten. Unsere biologischen Nasen adaptieren jedoch sehr schnell an Gerüche, was die elektronische Nase nicht tut.
Das sind keine Luftgüteverläufe sondern nur Verläufe der relativen Widerstände! Diese sind so für eine Qualitätsbeurteilung kaum brauchbar!
Ja, das ist mir bewusst, dass ich zur Zeit 'nur' relative Widerstandswerte betrachte. Daraus lässt sich, wie oben beschrieben, schon viel herauslesen. Mein Problem, mit dem ich mich an Dich gewandt habe, ist meine drei BME680 Sensoren trotz gleicher Temperatur, Luftfeuchtigkeit und fast konstanten CO2 Gehalt dennoch eine starke Varianz der Rohwiderstandswerte aufweisen. Es gibt Phasen, da geht der Rohwiderstandswerte eines Sensors nach oben, während der der anderen Sensoren sinkt. Dieser Effekt lässt sich durch Autokalibierung oder nachgeschaltete Korrektur (logarithmische Umrechnung, Temperatur- und Luftfeuchtekorrektur) nicht beseitigen.

Daher ist meine Bitte an Dich, mit Deinen (vielen, hoffentlich mehr als meine drei) AirSniffern einen Varianzanaalyse der Rohdatenwiderstände zu machen, also ohne und mit Autokalibrierung, aber ohne Korrektur.

Meine drei Sensoren kaufte ich nacheinander über einen Zeitraum von 6 Monaten. Sie haben also eine unterschiedlich lange Alterungshistorie. Das könnte eine der Ursachen für die Varianz zwischen den Sensoren sein.
1. Die Widerstandswerte in logarithmischen Maßstäben auswerten und immer bezüglich Einfluss Luftfeuchte und Temperatur korrigieren!
Das ist doch der Grund, weshalb man im BME680 einen Schadgassensor mit einem Temperatur- und Feuchtesensor kombiniert hat. Schau Dir dazu das Datenblatt des MQ135 an, welcher ähnlich funktioniert wie der BME680. Ich bin in meinen Berechnungsalgorithmen davon ausgegangen, daß der BME680 (bis auf bestimmte Faktoren) ähnlich funktioniert wie der MQ135. Meine Erfahrungen mit beiden Sensoren zeigen, daß dieser Vergleich absolut sinnvoll ist. Leider sind im BOSCH Datenblatt m.W. keine entsprechenden Messungen veröffentlicht, so daß man diese Annahme bestätigen könnte.
Welche mathematischen Formeln wendest Du konkret für die Korrektur an?

Nutzt Du die relative oder absolute Luftfeuchtigkeit zur Korrektur?
siehe z.B. https://forum.fhem.de/index.php?topic=96241.300

Im MQ135 Datenblatt sind nur wenige Referenzpunkte für eine Korrektur der Temperatur und Luftfeuchte dargestellt. Ein BME680 ist ein winzig kleiner MEMS basierter MOX Sensor (Bosch beschreibt das MOX nicht im Detail), dagegen ist der MQ135 ein mechanisch deutlich größerer SnO2 Sensor (sensor composed by micro AL2O3 ceramic tube, Tin Dioxide (SnO2 ) sensitive layer). Wie bist Du da herangegangen, die vergleichbaren Charakteristika zu validieren?
2. Ein dauernder kontinuierlicher und automatischer Frischluft-Abgleich auf Basis der typischen Tageskurven der Messwerte.

Einige Informationen zu dem Thema habe ich beim WIFFI-3 in Kap. 11 veröffentlicht.
Ja, das sehe ich genauso. Mich interessiert hier, wie Du das mit den typischen Tageskurven machst.Was ist eine typischen Tageskurve?
Ich setzte zur Zeit ein Min- / Max-Peak Filter ein, das mit einem IIR Filter für die Min- und Max- Werte kombiniert ist.
Letzteres erlaubt, die Min- und Max-Referenzwerte langsam an die realen Umgebungsbedingungen anzupassen.
Siehe mein Code auf Github.

Vielen Dank im Voraus für Deine Antworten!
Grüße

Ewald

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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von funkleuchtturm » 11.09.2020, 10:19

FUEL4EP hat geschrieben:
10.09.2020, 23:57
Meine Messungen zeigen, dass der BME680 Sensor auch in der sogenannten 'frischen' Außenluft starke Unterschiede der Luftgüte detektieren kann. Die Rohsensorgaswiderstandswerte variieren durchaus stark, obwohl CO2 fast keinen Einfluss hat, d.h. der Sensor ist in der Lage andere Spurengase VOC zu detektieren.
Das sehe ich völlig anders! Das ist so, als wenn Du mit einem Voltmeter mit 10V Spannungsbereich im mV-Bereich messen möchtest. Natürlich kann man was messen, aber das hat wenig mit dem wirklichen Messwert zu tun.
Der BME680 ist m.E. nicht geeignet Unterschiede in der "frischen" Luft reproduzierbar zu detektieren. Da kommen nur "Hausnummern" raus. Da helfen auch keine IRR-Filter! Die "frische Luft" ist nur zum Nullpunktabgleich, mehr nicht! Viel wichtiger wäre ein Vollskalenabgleich mit einem Eichgas; aber das hat nur der Hersteller!
FUEL4EP hat geschrieben:
10.09.2020, 23:57
Daher ist meine Bitte an Dich, mit Deinen (vielen, hoffentlich mehr als meine drei) AirSniffern einen Varianzanaalyse der Rohdatenwiderstände zu machen, also ohne und mit Autokalibrierung, aber ohne Korrektur.
Ich wollte mit meiner letzten Antwort nur Hinweise zur Selbsthilfe geben, aber nicht jetzt neue Arbeitspakete übernehmen. Mein Ansatz läuft sehr gut, aber ich möchte den nicht in aller Breite ausführlich erklären und veröffentlichen. Ich kann nur sagen, daß die Korrelation mit dem Verhalten des MQ135 gut ist, aber ich kann nicht beweisen, daß dieser Ansatz richtig ist. Du kannst dieser Vermutung folgen oder eben nicht.

Man kann ja auch die frei verfügbare Library BSEC von BOSCH nehmen. :mrgreen:
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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von dondaik » 11.09.2020, 11:44

ich verstehe leider nicht was man von solchen ungeeichten "50 cent" sensoren alles fordert ..... oder auch von Programmierern ....... sorry.
-------
!!! der download der handbüchern auf den seiten von eq3 und das lesen der tips und tricks kann das hm-leben sehr erleichtern - das nutzen der suche nach schlagworten ebenso :mrgreen: !!!
wer schreibfehler findet darf sie behalten.

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Re: Der AirSniffer ...schlechte Luft kann man messen

Beitrag von tsturm » 27.09.2020, 15:15

Hallo Eugen,

ich denke drüber nach, Deinen AirSniffer als Sensor für meine Veluxfenster einzusetzen - und würde den gerne unters Dach am Firstbalken über Kopf montieren (wir haben einen offenen Dachstuhl)

Gedanken Montageort direkt unterm Dach:
  • Da sammelt sich der warme Mief
  • Damit auch CO2 etc - auch wenn es schwerer als gleich warme Luft ist, ist warmes CO2 doch leichter als kühle Luft (Vermutung)
  • Feinstaub - keine Ahnung
Hast Du hier schon Erfahrungen?
Für Dein Gehäuse hast Du keine Bodenplatte vorgesehen - hast Du einen Vorschlag, wie man das an einem Deckenbalken montieren kann?

VG Timmo

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