Schimmelgefahr! …Erkennung und Vermeidung mit einem einfachen HM-Skript

Problemlösungen und Hinweise von allgemeinem Interesse zur Haussteuerung mit HomeMatic

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funkleuchtturm
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Schimmelgefahr! …Erkennung und Vermeidung mit einem einfachen HM-Skript

Beitrag von funkleuchtturm » 29.10.2023, 21:36

Mehr Informationen zu diesem Thema auf meiner Webseite

Das Problem
Schimmel ist ein ernste Gefahr, das die Gesundheit und die Wohnqualität beeinträchtigen kann. Schimmel in Wohnräumen bildet sich, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und die Oberflächentemperatur der Wände zu niedrig. Schimmel kann allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen, wie zum Beispiel Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Mit den Möglichkeiten der Hausautomatisierung läßt sich die Gefahr für Schimmelbildung erkennen und entsprechende klimatechnische Gegenmaßnahmen auslösen.

Zusammenhänge rund um die Schimmelbildung
Der Wassergehalt der Luft wird normalerweise als relative Luftfeuchtigkeit mit den typischen Sensoren gemessen. Dabei wird als relative Luftfeuchtigkeit der Prozentsatz v gemessen, die die Luft als  Wassermenge maximal aufnehen kann.  Bei 100% "fällt "das Wasser aus der Luft: es regnet. Je höher die Temperatur, umso mehr Wasser kann Luft aufnehmen. Die in der Luft gebundene Wassermenge wird durch die absolute Luftfeuchte (in g/m3) beschrieben. Man kann über Gasgesetze aus der Temperatur und der rel. Luftfeuchte die absolute Luftfeuchte berechnen. Bei einer gut gelüfteten Wohnung entspricht die absolute Luftfeuchte von draussen nahezu der absoluten Luftfeuchte in allen Wohnräumen. Sind Menschen da, dann steigert sich dadurch der Wassergehalt der Innenluft.

Die Temperatur, bei der sich Wasser bildet, nennt man Taupunkt-Temperatur. Wenn man eine geschlossene Luftmenge in einem Wohnraum betrachtet (z.B. 21°C und 60% relativer Feuchte ) und kühlt den Raum ab, dann steigt die relative Luftfeuchte weiter an, bis bei 100% sich Tauwasser niederschlägt. Das gleiche passiert, wenn das Raumklima wie in unserem Beispiel konstant bleibt, aber im Raum kalte Gegenstände oder kalte Wände vorhanden sind. In diesem Fall entsteht das Tauwasser nur an der Oberfläche dieser Gegenstände,  welches der ideale Nährboden für Schimmelbildung ist. Vermeiden kann man das nur, in dem man erst gar keine kalte Stellen möglich macht oder indem man klimatechnische Verbesserungsmaßnahmen auslöst: Entweder die Temperatur wird erhöht oder die Luftfeuchtigkeit z.B. mit einem Entfeuchter vermindert. Noch besser, man verhindert im Raum kalte Stellen beispielsweise durch bessere Isolerung der Haus-Außenhaut. Lüftung kann auch eine Lösung sein, wenn beispielsweise im Wohnraum die sog. absolute Feuchte in g/m3 durch die Ausatmung der Menschen sich deutlich erhöht hat. Schauen wir uns die Situation in einem Wohngebäude mal genauer an: 
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Schimmel_2.jpg
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Im Erdgeschoss unseres Beispielhauses ist es 21°C bei 60% Luftfeuchte. Die absolute Feuchte im ganzen Haus (auch im Kellergeschoss) soll bei unserer vereinfachten Betrachtung gleichsein ergibt  aus der Berechnung aus 21°C und 60% über die Gasgesetze einen Wert von 11 g/m3. Auch wenn im Keller nur eine Temperatur von 18°C vorliegt, ist theoretisch bei gutem Luftaustausch im Haus die absolute Feuchte gleich dem Wert im Wohnraum. 

Wenn wir uns nun im Haus kältere Stellen an der Aussenwand ansehen, dann ist dort die Oberflächentemperatur geringer, als die Raumtemperatur. Wenn die Oberflächentemperatur geringer oder nahe an der Taupunkt-Temperatur, dann  entsteht an diesen Stellen Tauwasser. Und das führt früher oder später zur Schimmelbildung an diesen kalten Stellen. 

Wie kann man die Schimmelgefahr mit einfacher Sensorik feststellen
Das Messprinzip lautet also: Man muß feststellen, ob im Raum die Temperatur einer Oberflächen nahe an die Taupunkt-Temperatur herankommt. Mit Wärmbildkameras kann man das sehr gut machen, aber der Aufwand ist relativ groß und die Zielsetzung sollte ja die "einfache Sensorik" sein. Das Konzept hier ist deshalb folgndermaßen:

Man berechnet aus rel. Luftfeuchtigkeit und Temperatur die absolute Luftfeuchtigkeit im Haus. Daraus kann man die Taupunkt-Temperatur errechnen. Wenn die Wohnraum-Temperatur nur weit oberhalb der Taupunkt-Temperatur liegt, dann ist bei normaler Wohnraumisolierung ist die Wahrscheinlichkeit gering, daß im Raum die Temperaturen der Wandoberflächen in die Nähe des Taupunktes fallen. Also einfach gesagt, je kleiner die Taupunkt-Temperatur im Vergleich zur Raumtemperatur ist, umso geringer ist die Schimmelgefahr. 

Diese Regel kann man nun eine quantitave Größe, ich nenne sie Schimmelneigung,  von 0 bis 9 umrechnen, so wie im folgenden Diagramm dargestellt: 
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Schimmel3.JPG
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Wenn im Diagramm die Differenz von Raumtemperatur und Taupunkt beispielsweise 6 °C ist, dann ergibt sich eine mittlere Schimmelneigung  von 3. Die gewählzten Schwellwerte für die Bewerung der  Schimmelneigung habe ich nach umfangreicher Sichtung vieler Veröffentlichungen selbst festgelegt. Es spiegelt als Rating von 0 bis 9 einfach nur den Sachverhalt des komplexen Wertes "Schimmelneigung " wieder. Damit lassen sich Trends  bezüglich Schimmelneigung im eigenen Haus zumindest qunatitativ begleiten. 

Die Schimmelneigung mit einem HM-Skript berechnen

Vorausgesetzt ist, daß man im betreffenden Wohraum einen HM-Sensor für Temperatur und relativer Feuchtigkeit hat. Auf der CCU kann man dann das unten veröffentlichte HM-Skript zyklisch (z.B. alle 10min) starten. Das Skript holt vom Sensor die Messwerte für Temperatur und Feuchte und berechnet wie oben beschrieben daraus die Schimmelneigung.

Mehr dazu auf meiner Webseite

Abhängig von der Schimmelneigung kann man nun mit den Möglichkeiten der Homematic die Heizung steuern, den Entfeuchter einschalten, die Fenster öffnen usw. 

Viel Spass bei der Schimmeljagd ;)
Viele Gruesse
Eugen
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Re: Schimmelgefahr! …Erkennung und Vermeidung mit einem einfachen HM-Skript

Beitrag von MichaelN » 29.10.2023, 22:21

2 Anmerkungen dazu :

Absolute Feuchtigkeit und Taupunkt kann man bequem mit cuxd berechnen lassen.

Siehe zum Beispiel
viewtopic.php?f=31&t=68342&p=668294#p668294
funkleuchtturm hat geschrieben:
29.10.2023, 21:36
Auf der CCU kann man dann das unten veröffentlichte HM-Skript zyklisch (z.B. alle 10min) starten
Warum zyklisch triggern? Warum nicht bei Aktualisierung des Sensor?

Aber prinzipiell eine gute Idee die komplexe Materie einfach in den Griff zu bekommen
LG, Michael.

Wenn du eine App zur Bedienung brauchst, dann hast du kein Smarthome.

Wettervorhersage über AccuWeather oder OpenWeatherMap+++ Rollladensteuerung 2.0 +++ JSON-API-Ausgaben auswerten +++ undokumentierte Skript-Befehle und Debugging-Tipps +++

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Re: Schimmelgefahr! …Erkennung und Vermeidung mit einem einfachen HM-Skript

Beitrag von funkleuchtturm » 29.10.2023, 22:31

MichaelN hat geschrieben:
29.10.2023, 22:21
Absolute Feuchtigkeit und Taupunkt kann man bequem mit cuxd berechnen lassen.
... ist cuxd bequem ?
MichaelN hat geschrieben:
29.10.2023, 22:21
Warum zyklisch triggern? Warum nicht bei Aktualisierung des Sensor?
Ganz einfach, weil ein Temperatursensor meistens alle 3min aktualisiert. Eine Zeitsteuerung kann man auf größere Werte einstellen, was der Sache besser gerecht wird. Eigentlich reicht alle 30min.
MichaelN hat geschrieben:
29.10.2023, 22:21
eine gute Idee die komplexe Materie einfach in den Griff zu bekommen
... darum ging es :D
Viele Gruesse
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