Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

HMIP Sender und Empfänger der Serie Homematic IP

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Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

Beitrag von Wookbert » 19.11.2017, 19:56

Ein Bekannter baut gerade ein Haus, und hat eine Kombination aus Fußboden- und Wandflächenheizung installiert, die über eine Erdwärmepumpe versorgt wird, welche auch für die Warmwasserversorgung zuständig ist.

Ohne mich mit dieser Heizungsart im Detail auszukennen, habe ich ihm — auch ihm Hinblick auf eine zukünftige Hausautomation — zu einer Steuerung seiner insgesamt 23 elektrischen Heizkreislauf-Stellventile mittels 2x HomeMatic IP 10-fach Aktoren, den entsprechenden HomeMatic IP Wandthermostaten und Gateway/Access Point geraten.

Meine Vorstellung ist, daß die Wärmepumpe durch eine Regelung des Durchflusses der Heizkreislauf-Stellventile ihre Leistung entsprechend anpasst und somit Energie einspart — der vermeintlichen Trägheit dieses Heizungssystems zum Trotz (angeblich dauert es zwei Stunden bis sich eine zentrale Abschaltung ernsthaft bemerkbar macht).

Die Frage, die jetzt noch im Raum steht: Was bringt die Homematic IP IO Multibox in dieser Konstellation? (Modellinfo der Erdwärmepumpe —> siehe Anhang). Vorteil? Nachteil? Sinnvolle Erweiterung? Wer hat Erfahrungswerte?
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deimos
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Re: Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

Beitrag von deimos » 20.11.2017, 05:28

Hi,

unanhängig von Homematic: Das Angebot sollte von jmd. überprüft werden, der Ahnung hat. Mir kommt es zu teuer vor und der Pufferspeicher ist imho überflüssig bis kontraproduktiv. Aber ich bin kein Fachmann sondern nur interessierter Laie, der das ganze bereits verbaut hat.

Jetzt Homematic: Die 10-fach Aktoren aktuell sind nicht das Wahre an einer neuen gut abgeglichenen Heizung. Bei dieser hast du idealerweise überhaupt nicht den Bedarf einer Regelung, da die Heizung basierend auf der Außentemperatur selber alles regelt. Nur sind die Aktoren mit ihrer PWM leider so dumm, dass die das Ventil selbst dann für einige Zeit zu machen, wenn du nahe der Zieltemperatur bist, selbst wenn die Heizung niemals wärmer machen würde, da die darauf ausgelegt sind, dass du im Vorlauf höher fährst, als es eigentlich notwendig ist. Und grade bei einer Wärmepumpe kostet das massiv.
Ich habe die Aktoren noch, die stehen aber fast ausnahmslos auf ON, weil nur damit die PWM ausgeschaltet werden kann. Demnächst ersetzte ich die Aktoren aber durch was selbstgebautes basierend auf dem HmIP-MOD-OC8, da dann eine echte 2-Punkt-Regelung möglich ist. (Und die brauche ich im Winter eigentlich nur für zwei Räume. Im Sommer für alle wegen Taupunktüberwachung bei der passiven Kühlung)
Von dem Hintergrund aus gesehen: Es sollte gut überlegt werden, ob es die Aktoren werden sollen.

Die IO Multibox bringt dir erstmal gar nichts: Im Angebot ist eine umschaltbare Umwälzpumpe, welche Heizung, wie Wasser macht und von der Wäremepumpe gesteuert wird. Wenn du die jetzt hinter die IO Multibox hängst, dann wird im Zweifel dein Warmwasser nicht mehr funktionieren. Auch hier geht das Homematic IP Zeug von alten Heizsystemen aus und nicht von modernen Wärmepumpen mit intelligenter Steuerung.

Viele Grüße
Alex

Wookbert
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Re: Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

Beitrag von Wookbert » 21.11.2017, 03:26

deimos hat geschrieben:Jetzt Homematic: Die 10-fach Aktoren aktuell sind nicht das Wahre an einer neuen gut abgeglichenen Heizung. Bei dieser hast du idealerweise überhaupt nicht den Bedarf einer Regelung, da die Heizung basierend auf der Außentemperatur selber alles regelt.
Danke, Alex, für die Antwort. Was ich dabei nicht verstehe: Wie soll eine allein auf Außenfühlern und Tageszeiten basierte Steuerung die Temperatur in einzelnen Räumen oder aber bei Abwesenheit steuern!? Da muss man doch die einzelnen Heizkreise über Stellventile regeln, oder etwa nicht!?

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Re: Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

Beitrag von deimos » 21.11.2017, 05:43

Hi,

Absenkung bei Abwesenheit oder nachts ist bei Niedrigtemperatur FBH ein Effizienzkiller und noch dazu schwierig steuerbar. Durch den Estrich als Puffer hast du Verzögerungen im Stundenbereich bis du Auswirkungen wirklich spürst. Am sinnvollsten ist es tatsächlich die Heizung komplett durchlaufen zu lassen, durch die Dämmung heute bei einem Neubau geht da ja auch so gut wie keine Energie flöten.
Was die Temperatur der Räume angeht: Spätestens wenn da auch eine KWL drin ist, aber bereits durch die Dämmung eines Neubaus wird sich da eine Temperaturdifferenz von max. 2-4 Grad bilden. Von der Effizienz her wäre es aber blöd nur einzelne Räume zu heizen und andere nur passiv mitzuheizen, da du die aktiv beheizten Räume dann mit höherer Vorlauftempetatur anfahren müsstest. Da kommt jetzt der hydraulische Abgleich ins Spiel: Jeder Heizkreis wird so eingestellt, das er ohne Stellantrieb die passende Heizleistung für den Raum bringt.
Die Stellantriebe brauchst du dann eigentlich nur noch für das Kompensieren von externen Wärmequellen wie Kamin oder Sonne bei großen Glasflächen.

Bei einer Wärmepumpe muss man einiges komplett anders denken, als bei klassischen Gas- oder Ölheizungen, ansonsten wird man später durch die Stromrechnung geschockt. Vieles ist aber auch einfach Gewohnheit von früher, als es nicht anders ging und man denkt jetzt nur das es eine Einschränkung ist, obwohl es besser ist, sobald man sich dran gewöhnt hat. Allerdings gibt es noch zu viele Heizungsbauer die auch noch in der alten Welt leben und die Heizung dementsprechend schlecht planen und einstellen und der Nutzer dann hinterher über die ineffiziente Heizung Flucht. Es macht daher Sinn, sich selber etwas in die Materie einzuarbeiten und den Heizungsbauer zu hinterfragen.

Viele Grüße
Alex

Viele Grüße
Alex

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Re: Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

Beitrag von Wookbert » 21.11.2017, 12:50

deimos hat geschrieben:Spätestens wenn da auch eine KWL drin ist, ...
... und im vorherigen Post ...
deimos hat geschrieben:Ich habe die Aktoren noch, die stehen aber fast ausnahmslos auf ON, weil nur damit die PWM ausgeschaltet werden kann.
Weil ich selber erst googlen musste, übersetze ich das mal für den mitlesenden Bekannten: KWL = kontrollierte Wohnraumlüftung. PWM = Pulsweitenmodulation, Zyklus in dem die Ventile geöffnet und wieder geschlossen werden (üblich sind wohl irgendwas zwischen 15-30 Minuten).

Der Heizungsbauer von dem, das oben angehängte Angebot stammt, vertritt auch die Meinung „durchlaufen lassen“. Die Frage, die sich dann aber stellt: Was macht mit den Wandthermostaten? Der Anbieter der Wärmepumpe hat eine „analoge“, günstige Variante mit Eberle RTR-E 6731 in jedem Raum[/list] angeboten.

Durch den (weiteren) Anbieter der Wandflächenheizung, der „analoge“ Salus Wandthermostate verkauft, kam der Fokus auf eine Smart Home-Variante von Salus Controls, bestehend aus digitalen Wandthermostaten, Aktorleiste zum Anschluß der Ventile und Internet-Gateway, weshalb ich dann, im Hinblick auf eine mögliche weitere Hausautomation Homematic IP als zukunftssicherere Alternative vorgeschlagen habe.

Klingt für mich jetzt danach, als würde die o.g. simplen Eberle-Thermostate den Job tun. Oder gibt es da, eine bessere Wahl für ähnlich kleines Geld (EUR 22,–/Stück).

Wie funktioniert die von Dir beschriebene 2-Punkt-Regelung?

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Re: Flächenheizung/Wärmepumpe: Sinn einer IO Multibox?

Beitrag von deimos » 21.11.2017, 13:33

In einer perfekten Welt brauchst du die Wandthermostate nicht, da funktioniert das alles über den hydraulischen Abgleich und eine gut konfigurierte Heizung mit Außentemperaturfühler.

Es gibt aber ein paar Gründe, warum die Welt nicht perfekt ist:
- Es ist nach EnEV vorgeschrieben. Kann man sich angeblich von befreien lassen, aber ist wohl nicht grade nervenschonend das mit den Behörden auszudiskutieren und man sollte Ahnung haben, wenn man es begründet.
- Die bereits angesprochenen externen Wärmequellen wie Kamin, etc.
- Im Sommer als Taupunktwächter, wenn die Kühlung an ist (Da müssen es dann aber intelligent sein mit Luftfeuchtigkeitsmessung)
- Bei tageszeitabhängigem moderatem Absenkwunsch z.B. im Kinderzimmer aus Komfortgründen (ist aber ziemliche Fummelei wg. der angesprochenen Trägheit und hat halt die beschriebenen Einschränkungen)

Die beiden ersten Punkte kannst du mit den günstigen Thermostaten perfekt abdecken.
Dritter Punkt ist der Grund, weshalb ich bei Homematic gelandet bin.
Vierter Punkt: Habe ich aktuell keinen Bedarf für

Der zweite Grund, weshalb ich die HmIP Thermostate habe, hängt nicht mit der Heizung zusammen. Ich wollte im Neubau eine Überwachung der Luftfeuchtigkeit aller Räume. Stichwort Schimmel bei Neubaufeuchte. Wobei ich keine Ahnung habe, ob das mit der App machbar ist, habe ich über die CCU2 und check_mk gelöst.

Die 2-Punkt-Regelung ist recht einfach erklärt: Ist-Temperatur < Soll-Temperatur ==> Ventil wird aufgemacht, Ist-Temperatur >= Soll-Temperatur ==> Ventil wird zugemacht.
Bei einer hohen Vorlauftemperatur hat das den Nachteil, dass das Ventil gerne mal zu lange offen ist, weil es durch die Trägheit einfach dauert, bis der Raum warm genug ist und der Estrich dann so warm ist, dass er selbst nach dem Abschalten des Ventils noch weiterheizt. Mit der PWM wird versucht diesem Effekt gegenzusteuern, indem der Durchfluss innerhalb einer Periode immer kürzer wird, je näher man sich der Soll-Temperatur nähert. Bei hohen Vorlauftemperaturen funktioniert das auch recht gut, nur leider nicht bei niedrigen. Liegt auch daran, dass bei HmIP kein Fühler für die aktuelle Vorlauftemperatur drin ist und das müsste eigentlich mit in die Formel für die Berechnung einbezogen werden.

Wenn du die Eberle Thermostate so günstig bekommst, kannst du die auch einfach für den Anfang nehmen. Später umrüsten geht dann immer noch. Achte dann nur darauf, das zwischen Thermostat und Heizkreisverteiler ein 5-adriges Kabel genutzt wird und dass an der Stelle vom Thermostat eine tiefe UP Dose verwendet wird, dann hast du hinterher wirklich alle Möglichkeiten und das kostet beim Neubau quasi nicht mehr als 3-adriges und flache Dose.

Viele Grüße
Alex

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