Noch ein Sonnensensor!

Entwicklung und Bau von Hardware aller Art, die im HM-Umfeld eingesetzt werden kann

Moderator: Co-Administratoren

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 12.02.2021, 10:49

Theees hat geschrieben:
10.02.2021, 10:06
Wie groß ist denn der Ausschnitt im Deckel?
Evtl passt sowas: https://www.gluecksfieber.de/glaskuppel ... nt?c=15504
Die Sensoren brauchen halt ein bißchen Platz, z.Z. ist der Ausschnitt etwa 35 mm groß.

MichaelN
Beiträge: 9634
Registriert: 27.04.2020, 10:34
System: CCU
Hat sich bedankt: 697 Mal
Danksagung erhalten: 1614 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von MichaelN » 17.02.2021, 22:44

Wo hast du eigentlich die Rohre für die Sensoren her? Welche Maße hast du genommen? Sehe ich das richtig, dass die nicht direkt am Sensor anliegen?
LG, Michael.

Wenn du eine App zur Bedienung brauchst, dann hast du kein Smarthome.

Wettervorhersage über AccuWeather oder OpenWeatherMap+++ Rollladensteuerung 2.0 +++ JSON-API-Ausgaben auswerten +++ undokumentierte Skript-Befehle und Debugging-Tipps +++

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 17.02.2021, 23:34

Meinst du die Teile des Pyranometers?
Im Moment ist ja alles noch im Probestadium, deshalb habe ich erstmal nur die Idee vorgestellt. Wenn sich das Vorhaben letztlich ungefähr so entwickelt, wie ich mir das vorstelle, würde ich ohnehin genaueres veröffentlichen (Stromlaufplan, PCB, Zeichnungen, Sketch, Ergebnisse) - falls es Interesse gibt.

Für das Pyranometer habe ich Alurohre 50x12x1,5 benutzt, an einem Ende mit Aluvollmaterial verschlossen (10mm eingepresst) und aufgebohrt für die Sensoren (5mm).
Diese Anordnung hatte ich vergangenen Sommer probiert, nur noch nicht in der endgültigen Form.

Pyranometer Aufbau.jpg

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 18.02.2021, 17:08

Meine Idee steht und fällt ja mit der Möglichkeit, allein aus den Helligkeitswerten der Sensoren den Azimut zu ermitteln.
Nun, heute schien sehr viel die Sonne und so konnte ich das erste Mal aufzeichnen, wie genau der intern berechnete Wert (rot) mit dem tatsächlichen Azimut (schwarz - aus der CCU) übereinstimmt.

Immer wenn die Lichtverhältnisse eine Bestimmung nicht zulassen, geht der Wert auf 0. Man sieht deutlich, dass ein paar Mal die Sonne weggegangen ist.
In der Software werden dann diese "Lücken" überbrückt, indem vom letzten gültigen Wert der Azimut zeitlich inkrementiert wird.
Am Ergebnis des ersten Versuchs kann ich erstmal nicht meckern ...

Azimut_18.02..jpg

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 24.02.2021, 18:29

So, nun die ersten Ergebnisse des Helligkeitswertes.
Im Diagramm ist die gemessene ungefilterte Helligkeit die gelbe Kurve, der gemittelte Wert die blaue Kurve (hier gemittelt über die letzten 15 Messungen - eine recht starke Mittelung).
Zudem befinden sich noch 2 HmIP-SLO am Haus - der erste an der Ostseite (genauer: Azimut 108°), der andere auf der Südseite. Sie sollten hier eigentlich zum Vergleich dienen. Just gestern aber fiel der Südsensor unreparierbar aus (vermutlich der Sensor defekt), so dass hier nun nur der SLO im Osten zu sehen ist (grüne Kurve).

Helligkeit_24.02..jpg

Zu sehen sind hier 3 Dinge:

- das Ergebnis des Sonnensensors bildet ziemlich gut die erwartete Glockenkurve und stellt die Helligkeit durchgehend von Sonnenauf- bis Untergang dar. Die etwas zittrige Linie gegen Abend entstand m.E. durch den Schatten von Ästen großer, weiter entfernt stehender Bäume und dem langen Schattenwurf der zu diesem Zeitpunkt flach stehenden Sonne.
- am Morgen folgen die Kurven der beiden Sensoren einander recht gut, ab etwa 10.00 Uhr aber baut der SLO schon wieder stark ab.
- es zeigt auch die Unzulänglichkeit des SLO für solche Aufgaben. Der Erfassungswinkel ist erschütternd gering und für die Bewertung der wandernden Sonne kaum zu gebrauchen.


Und hier noch eine Auswertung. Ich wollte wissen, wie gut sich nur anhand der Helligkeiten der höchste Sonnenstand des Tages ermitteln läßt. Im Diagramm sieht man die maximale Elevation (rot) im Vergleich mit der Elevation aus der CCU (schwarz).

Elevation_24.02.jpg

Die Differenz beträgt lediglich 1,2 °

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 25.02.2021, 10:36

Hier noch eine kleine, interessante Begebenheit am Rande. Bei der Aufzeichnung der Werte aller Einzelsensoren sah ich an einzelnen Tagen morgens unerklärliche heftige Ausreißer nach oben, oft nur 3...6 mIn lang.

Morgendliche_Ausreisser.jpg

Woher kommen die? Warum nur an wenigen Tagen und nicht immer? Irgendein Fenster, das zu diesem Zeitpunkt die Sonnen auf den Sensor reflektiert?
Inzwischen weiß ich, es sind Wassertropfen auf dem Acrylglasdom, die sich morgens darauf sammeln (Regen- oder vor allem in letzter Zeit Kondenswasser) und die wie kleine Brenngläser wirken!

Wirft die Frage auf, ob eine zylindrische (Glas-)Röhre nicht doch besser geeignet ist, deren Ende so hoch ist, dass es nicht mehr in den "Blickwinkel" der Sensoren fällt.

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 03.03.2021, 14:25

Matsch hat geschrieben:
25.02.2021, 10:36
Inzwischen weiß ich, es sind Wassertropfen auf dem Acrylglasdom, die sich morgens darauf sammeln (Regen- oder vor allem in letzter Zeit Kondenswasser) und die wie kleine Brenngläser wirken!
Typischer Fall von Denkste!!!

Erst heute habe ich die wirkliche Ursache erkannt: Die Carportanlage im Osten des Hauses!
Die ist mit Well-Aluplatten gedeckt und die reflektieren in diesem Moment die Sonne von schräg unten nach oben. Könnte ich also durch eine geeignete Maske abdecken, die einen Lichteinfallswinkel von unter 0° vertikal nicht mehr zuläßt.
Oder noch besser, die Sensorgruppe im Gehäuse einfach tiefer setzen, so dass die eigentlichen Sensor-ICs nur kurz über der Gehäuseoberkante liegen.

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 22.03.2021, 11:21

Jetzt gibt es erste Ergebnisse beim Test des Pyranometers. Da wäre ja sowohl das Verhalten bei strahlendem Sommerwetter (da muß ich noch warten) wie auch bei kaltem, trüben Wetter (wie gegenwärtig) interessant.

Hier zunächst der aktuelle Versuchsaufbau:

20210322_110123_bearb.jpg

Wie sehen nun die Meßwerte am gestrigen Tag aus (21.03.)?

rot: Temperatur des schwarzen (warmen) Sensors
blau: Temperatur des weißen (kalten) Sensors
grün: Zum Vergleich die Außentemperatur

Sensortemperatur_trüber_Tag_21.03..jpg

Hier die daraus ermittelte gemeldete Sonnenwärmeleistung - eher noch qualitativ, wenn auch der Wert nicht so weit wegliegen dürfte von der Wahrheit (die Wärmeleistung der Sonne in unseren Breiten zur Tag-und-Nacht-Gleiche liegt bei 400...700 W/qm):

Sonnenleistung_trüber_Tag_21.03..jpg

Die meiste Zeit des Tages war es stark bewölkt, teilweise leichte Schnee- oder Regenfälle. Nur ein einziges Mal kam für eine kurze Zeit die Sonne raus, aber auch da noch leicht verschleiert.
Wie man sieht, liefert der Sensor schon kurz nach Anbruch des Tageslichts auch ohne Sonne schon einen deutlichen Messwert.
Besonders erstaunlich, dass bei Sonnenschein die Temperatur des schwarzen Sensors auf ca. 29°C steigt - bei etwa 4°C Außentemperatur und dass selbst bei solch einem Wetter die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Sensoren schon ca. 17 K beträgt! Wieviel wird das im Hochsommer werden? Immerhin arbeiten die Thermistoren 103AT mit bis zu 110°C.

Jetzt warte ich noch auf einen sonnigen Frühlingstag.

Übrigens:

Helligkeit_21.03..jpg

Wie man sieht, erreicht die Helligkeit bereits jetzt mehr als 120.000 lx!
Soviel zu den Zweiflern, die glauben, ein Sensor-IC mit einem Meßbereich bis 65 bzw. 83 kLx würde ausreichen. Umso schmerzlicher die Abkündigung des MAX44009, für den es bezüglich des Meßbereiches wohl keinen adäquaten Ersatz gibt.

Matsch
Beiträge: 5414
Registriert: 30.05.2019, 11:37
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Wohnort: Chemnitz
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 730 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von Matsch » 30.04.2021, 10:35

Nach weiteren 6 Wochen betrachte ich das Projekt als vorläufig abgeschlossen. Nach noch einigen kleineren Softwarekorrekturen macht der Sensor ziemlich gut das, was ich bezweckt hatte und ist mittlerweile ins Homematic-System integriert worden.

Hier nun noch die neuesten Meßkurven an einem sonnigen Tag der letzten Woche.
Hier die gemessene Helligkeit
- rot: aktuelle Helligkeit
- blau: gemittelter Helligkeitswert (gemittelt über 7 Messungen, also hier etwa 14 min)
- grün; nochmal die Vergleichskurve eines SLO

28.04.Helligkeit.jpg

Es ist gut zu sehen, wie unabhängig der Meßwert vom Einfallswinkel der Sonne zwischen Sonnenauf- und untergang ist.
Zudem, wie schlecht ein SLO so eine Aufgabe erfüllen würde (hier ist jetzt auch die Beschneidung der hohen Werte sehr gut zu sehen).

Nun zur Wärmeleistung der Sonne. Zunächst die interessanten direkten Temperaturwerte des schwarzen und des weißen Sensors:
- rot: Temperatur des schwarzen Sensors
- blau: Temperatur des weißen Sensors
- grau: die herrschende Lufttemperatur

28.04.Temperaturen.jpg

Die Temperaturdifferenz zwischen dem weißen und dem schwarzen Sensorkörper sind wirklich sehr hoch und eindeutig auswertbar. Gegenwärtig beträgt die maximale Temperaturdifferenz ca. 20 K, wobei der schwarze Sensor bis zu 44 °C erreicht - bei 18 °C Außentemperatur!

Die daraus ermittelte Sonnenwärmeleistung ergibt dann folgende Kurve:

28.04.Sonnenleistung.jpg

Nachtrag:
Auch noch wichtig: Der Ruhestromverbrauch liegt bei 10...11 µA, d.h. ein Verbrauch von ca. 0,1 Ah pro Jahr. Damit dürften die Batterien mindestens 2 Jahre - wie üblich - halten.
Zuletzt geändert von Matsch am 30.04.2021, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.

klassisch
Beiträge: 3974
Registriert: 24.03.2011, 04:32
System: Alternative CCU (auf Basis OCCU)
Hat sich bedankt: 110 Mal
Danksagung erhalten: 71 Mal

Re: Noch ein Sonnensensor!

Beitrag von klassisch » 30.04.2021, 11:19

Klasse Arbeit, gefällt mir sehr! +1
herzlichen Dank fürs Teilen!

Mir fallen spontan ein bis zwei Fragen dazu ein.
  • Könnte man mit dem Signal und der theoretisch maximalen Sonnenleistung zur Ortszeit auch so etwas wie einen Bedeckungsgrad / Bewölkung rechnen? Zumindest tagsüber sollte das gehen. Nachts fürchte ich eher nicht.
  • Oder umgekehrt: Könnte man aus der Bewölkung und der theoretischen Sonnenleistung zur Ortszeit die aktuelle Sonnenleistung näherungsweise rechnen können? Ich messe mit einem FIR Thermometer die Himmelstemperatur und rechne näherungsweise die Bewölkung. Dann sollte ich daraus näherungsweise auch die Solarleistung rechnen können. Oder sehe ich das zu einfach?

Antworten

Zurück zu „Hardwareentwicklung und Selbstbau von Aktoren und Sensoren“